Wie fühlt es sich an, im falschen Körper zu leben? Wie ist es, wenn das eigene Ich erst entdeckt werden muss – inmitten einer Gesellschaft, die oft noch mit Vorurteilen, Unwissenheit und Diskriminierung reagiert? Das Sachbuch „Wir sind wir. Junge trans* Menschen erzählen“ von Kobai Halstenberg gibt auf eindringliche und ehrliche Weise Antworten auf diese Fragen. Es ist ein Buch, das bewegt, Mut macht und gleichzeitig einen unverzichtbaren Beitrag zur öffentlichen Debatte über Geschlechtsidentität leistet.
Achtzehn junge trans* Menschen berichten hier offen von ihrem Weg, von Unsicherheiten, Konflikten in der Familie, Ausgrenzung und inneren Kämpfen, aber auch von Momenten der Stärke, des Ankommens und der Selbstermächtigung. Ihre Geschichten sind so individuell wie sie selbst, und doch eint sie ein gemeinsames Thema: der Wunsch, gesehen und akzeptiert zu werden – so, wie sie sind. Die Beiträge gewähren eindrucksvolle Einblicke in Lebensrealitäten, die oft unsichtbar bleiben. Dabei kommen nicht nur die Ich-Erzählungen der Jugendlichen zu Wort, sondern auch Reaktionen von Freund*innen, Familie und Umfeld werden aufgegriffen und mitreflektiert. Was dieses Buch besonders macht, ist sein multiperspektivischer Ansatz: Es richtet sich nicht nur an trans* Jugendliche, sondern ebenso an Angehörige, pädagogische Fachkräfte und alle, die mehr über das Thema erfahren möchten. Es bietet Orientierung, Verständnis und nicht zuletzt Hoffnung besonders für junge Menschen, die sich selbst noch auf der Suche befinden.
Unterstützt wird der Inhalt durch kunstvolle Illustrationen von Vanessa Mundle, die die Porträts visuell unterstreichen und eine emotionale Tiefe erzeugen. Ein umfangreiches Glossar erklärt zentrale Begriffe wie „Dysphorie“, „Gender“ oder „Transition“ und schafft so auch für Leser:innen ohne Vorerfahrung einen niederschwelligen Zugang. Zusätzlich finden sich im Anhang wichtige Hinweise auf Anlauf- und Beratungsstellen. Abgerundet wird das Angebot durch begleitende Unterrichtsmaterialien, die auf der Website des Verlags kostenlos zur Verfügung stehen. Diese machen das Buch zu einer wertvollen Ressource für Schule, Jugendhilfe und Bildungsarbeit – überall dort, wo Offenheit und Wissen über geschlechtliche Vielfalt gefragt sind.
„Wir sind wir“ ist ein starkes, berührendes und lebensnahes Buch, das Sichtbarkeit schafft und trans* Jugendlichen wie auch ihren Unterstützer:innen zur Seite steht. Ein Plädoyer für Vielfalt, für Selbstbestimmung und ein absolutes Must-read, das einen Platz in jeder Schulbibliothek verdient.
Kobai Halstenberg: Wir sind wir. Junge trans* Menschen erzählen. Frankfurt a. M.: Fischer Sauerländer, 2024. Ab 14 Jahren